Mennoniten


Mennoniten sind eine evangelische Freikirche, die auf die Täuferbewegungen der Reformationszeit zurückgeht. Der Name leitet sich von dem aus Friesland stammenden Theologen Menno Simons (1496–1561) ab. Als Täufer sind die Mennoniten geschichtlich eng mit den Hutterern und Amischen verbunden.

Verfolgungen und rechtliche Beschränkungen in Europa führten vor allem zwischen etwa 1715 und 1815 zur Auswanderung von Mennoniten und anderen Täufern nach Osteuropa und Nordamerika. Trotz der Verfolgungen hat sich die Freikirche in Mitteleuropa durchgehend halten können. Heute sind die Mennoniten weltweit verbreitet.

 

Der Ausdruck Mennoniten ist erstmals 1544 in einem Schreiben ostfriesischer Behörden schriftlich dokumentiert. Er geht auf den niederländischen Reformator Menno Simons zurück. Simons war katholischer Theologe und konvertierte um das Jahr 1536 zur radikal-reformatorischen Täuferbewegung. Menno Simons nahm bald eine führende Position innerhalb der noch jungen Täuferbewegung ein und prägte nachhaltend Theologie und Geschichte der reformatorischen Täufer.

 

Der Begriff wurde zu Beginn vor allem von außen zur Umschreibung jener norddeutsch-niederländischen Täufer verwendet, die sich auf Menno Simons beriefen. Später übernahmen auch Täufer aus anderen Regionen den Namen, so dass noch heute die meisten Täufer als Mennoniten bekannt sind. Eine besondere Bedeutung bekam der Begriff als Schutzname, um das reichsweite Wiedertäufermandat zu umgehen, das die Todesstrafe für Täufer im Römisch-Deutschen Reich vorschrieb. Fürsten konnten so Täufer in ihren Territorien ansiedeln, ohne formell das Wiedertäufermandat zu brechen. Menno Simons übernahm somit (ungewollt) die Rolle des Namensgebers der Mennoniten. Als Gründer der Bewegung kann er jedoch nicht angesehen werden, da die unter anderem von Konrad Grebel und Felix Manz begründete Täuferbewegung bei seinem Eintritt bereits mehrere Jahre bestand.

 

Die Täuferbewegung selbst besteht heute aus den Mennoniten, den Hutterern und den Amischen. In den USA werden auch die Schwarzenau Brethren den Täufern zugerechnet. Im konfessionellen Sinne nicht zu den Täufern zu rechnen sind später entstandene Freikirchen wie die Baptisten, die eigene konfessionelle Gruppen bilden.

Die Mennoniten sind heute auch als Taufgesinnte (in den Niederlanden als Doopsgezinde), Alttäufer, Altevangelisch Taufgesinnte (in der Schweiz) oder als Evangelisch-Mennonitische Freikirche bekannt. Im deutschsprachigen Raum findet sich auch oft die Umschreibung täuferisch-mennonitisch.

Ausrichtungen.

 

Die Mennoniten bilden zusammen mit den Amischen und Hutterern die täuferische Konfessionsfamilie. In Nordamerika werden auch die pietistisch-täuferischen Schwarzenau Brethren mit zu den Täufern gerechnet.

Innerhalb der täuferisch-mennonitischen Denomination gibt es ein relativ weites Spektrum von Ausrichtungen. So gibt es sowohl liberale, pietistische, evangelikale als auch traditionalistische Gemeinden. Institutionell können neben den allgemeinen Mennoniten auch die Mennonitischen Brüdergemeinden, die Evangelical Mennonite Conference (Kleine Gemeinde), die Brethren in Christ und die traditionalistischen Mennoniten alter Ordnung (Old Order Mennonites) und Altkolonier-Mennoniten (Old Colony Mennonites) genannt werden. Letztere Gruppen finden sich ausschließlich in Nord- und Südamerika.

 

Das gemeinsame Band all dieser Gruppen besteht in der gemeinsamen Geschichte (Herkunft aus der reformatorischen Täuferbewegung) und gemeinsamen theologischen Grundüberzeugungen (wie unter anderem Bekenntnistaufe, Gewaltfreiheit oder Gemeindeautonomie). Darüber hinaus haben sich in vielen Punkten auch unterschiedliche Positionen entwickelt (so zur Form der Taufe oder zur Ordination von Frauen). Gruppen wie die Mennoniten alter Ordnung und die Altkolonier-Mennoniten übernehmen technische Neuerungen nur nach eingehender Prüfung und wenn sie ihre Gemeinschaften nicht gefährden. Diese Traditionalisten stellen zwar nur einen kleinen, jedoch beständig wachsenden Teil der weltweit verbreiteten Mennoniten dar.

Mit Ausnahme der konservativen Altkolonier-Mennoniten und der Mennoniten alter Ordnung arbeitet der Großteil der mennonitischen Gemeindeverbände in internationalen Zusammenhängen wie der Mennonitischen Weltkonferenz, dem Internationalen Komitee der Mennonitischen Brüdergemeinden oder der Hilfsorganisation Mennonite Central Committee zusammen.

 

Im deutschsprachigen Raum finden sich sowohl Gemeinden und Gemeindeverbände der allgemeinen Mennoniten wie auch der Mennonitischen Brüdergemeinden.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mennonitenkirche in Friedrichstadt (Schleswig-Holstein)

Innenraum der Mennonitenkirche in Friedelsheim (Rheinland-Pfalz)

Die Mennoniten sind inzwischen weltweit verbreitet. Nach Angaben der Mennonitischen Weltkonferenz gab es im Jahr 2015 weltweit etwa 2,1 Mio. Täufer.[17][18] Regionale Schwerpunkte bilden unter anderem der mittlere Norden der Vereinigten Staaten und das Zentrum Kanadas (Manitoba), Paraguay, Belize, der Kongo und Äthiopien.

Deutschland.

 

In Deutschland gibt es heute über 40.000 Mennoniten in etwa 200 Gemeinden. Es bestehen mehrere täuferisch-mennonitische Gemeindeverbände. Es gibt jedoch bis heute kein zentrales oder koordinierendes Gremium der verschiedenen Gemeindeverbände auf nationaler Ebene.

 

Die 1990 gegründete Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) umfasst Gemeinden, deren Geschichte zum Teil bis in die Reformationszeit zurückgeht. Formal besteht die AMG aus den drei autonomen Regionalverbänden Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden (VDM) im norddeutschen Raum, Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) im südwestdeutschen Raum und Verband deutscher Mennonitengemeinden (VdM) im süddeutschen Raum.

Daneben gibt es die 1970 gegründete Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland (AMBD) als Zusammenschluss der ersten Mennonitischen Brüdergemeinden in Deutschland.

 

Nach Zuwanderung von russlanddeutschen Mennoniten entstanden parallel hierzu weitere Gemeinden und Gemeindeverbände wie die 1978 gegründete Arbeitsgemeinschaft zur geistlichen Unterstützung in Mennonitengemeinden (AGUM) und der 1989 gegründete Bund Taufgesinnter Gemeinden (inzwischen unter dem Namen Bund evangelischer Freikirchen (Taufgesinnte Gemeinden), BEF). Die AMG und die AGUM sind den kirchlichen Mennoniten, die AMBD und der BEF den Mennonitischen Brüdergemeinden zuzuordnen.

 

Daneben gibt es noch weitere Zusammenschlüsse und auch völlig selbständige Gemeinden. Auch die Gemeinden der aus Russland stammenden Evangeliumschristen-Baptisten haben oft einen mennonitischen Hintergrund. Inzwischen bilden die Mennoniten mit russlanddeutschen Wurzeln die Mehrheit der deutschen Mennoniten.

 

Quelle: Wikipedia

 

Die theologische Ausrichtung

Aus den Erneuerungsbewegungen der Reformationszeit im 16. Jahrhundert hervorgegangen, teilen Mennoniten grundlegende Einsichten mit anderen „evangelischen“ Kirchen, wie die zentrale Bedeutung der Schriften Alten und Neuen Testaments, die Offenbarung Gottes in Christus, die Rechtfertigung allein aufgrund der Gnade Gottes oder das Geschenk des Glaubens durch den Heiligen Geist.

Allerdings legte bereits die Täuferbewegung diese zentralen Überzeugungen (in manchen Traditionen als „Exklusivpartikel“ bezeichnet) verstärkt im Blick auf die Gestaltung des Lebens aus – was ihr in der Folge die Bezeichnung „Radikale Reformation“ eintrug. Christologie, Ekklesiologie und Ethik finden einen eigens akzentuierten Begründungszusammenhang. Das Versöhnungsgeschehen in Christus ist der Akt der Feindesliebe Gottes (Röm 5,8.10), das Kreuz wird zum Zeichen der Gewaltfreiheit Gottes. Hierin erkennt die versöhnte Gemeinde ihren Auftrag zur Nachfolge auf dem gewaltfreien Weg Jesu, den sie nicht „imitieren“ kann (im Sinne der Vollkommenheit), aber an dem sie Teil hat. Der Glaube an die vergebende und zuwendende Liebe Gottes „befreit“ die Gemeinde, diese Haltung im Alltag zu leben. Das daraus resultierende Ethos der Gewaltfreiheit brachte den Mennoniten im 20. Jahrhundert die Bezeichnung „historische Friedenskirche“ ein.

Gemeinsame Glaubensüberzeugungen

(formuliert durch die Mennonitische Weltkonferenz, 2006)

Durch die Gnade Gottes wollen wir die gute Nachricht von der Versöhnung in Jesus Christus leben und verkündigen. Weil wir zu allen Zeiten und an allen Orten Teil des einen Leibes Christi sind, halten wir das Folgende für die Mitte unseres Glaubens und unseres Lebens:

Gott teilt sich uns mit als Vater, Sohn und Heiliger Geist, als Schöpfer, der die gefallene Menschheit wiederherstellen will, indem er ein Volk beruft, das treu sein soll in der Gemeinschaft, im Gottesdienst, in Dienst und Zeugnis.

Jesus ist der Sohn Gottes. Er hat uns durch sein Leben und seine Lehre, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung gezeigt, wie wir ihm im Glauben treu nachfolgen können. Er hat die Welt erlöst und ewiges Leben verheißen.

Als Gemeinde sind wir die Gemeinschaft derer, die Gottes Geist dazu beruft, sich von der Sünde abzuwenden, Jesus Christus als ihren Herrn anzuerkennen, die Taufe auf das Bekenntnis ihres Glaubens hin zu empfangen und Jesus Christus in ihrem Leben nachzufolgen.

Als Gemeinschaft der Gläubigen erkennen wir die Bibel als Autorität für unseren Glauben und unser Leben an. Wir legen sie gemeinsam unter der Leitung des Heiligen Geistes und im Licht Jesu Christi aus, um Gottes Willen für ein gehorsames Leben zu erkennen.

Der Geist Jesu gibt uns die Kraft, Gott in allen Lebensbereichen zu vertrauen. So werden wir Friedensstifter, die der Gewalt absagen, ihre Feinde lieben, nach Gerechtigkeit trachten und ihren Besitz mit Notleidenden teilen.

Wir versammeln uns regelmäßig zum Gottesdienst, um das Abendmahl zu feiern und um Gottes Wort zu hören. Wir tun das im Bewusstsein gegenseitiger Verantwortlichkeit.

Als weltweite Gemeinschaft von Menschen, die Glauben und Leben teilen, wollen wir jegliche Trennung durch Nationalität, ethnischen Hintergrund, Klasse, Geschlecht und Sprache aufheben. Wir wollen in dieser Welt leben, ohne uns von den Mächten des Bösen bestimmen zu lassen. Wir bezeugen Gottes Gnade, indem wir anderen dienen, Sorge für die Schöpfung tragen und alle Menschen dazu einladen, Jesus Christus als Heiland und Herrn kennen zu lernen.

Unsere Überzeugungen sind geprägt durch unsere täuferischen Vorfahren des 16. Jahrhunderts, die uns eine radikale Nachfolge Jesu Christi beispielhaft vorlebten. In der Kraft des Heiligen Geistes wollen wir im Namen Jesu Christi unser Leben gestalten und vertrauensvoll auf die Wiederkunft Christi und die Vollendung des Reiches Gottes warten.

Gestalt der Kirche

Sie ist eine Gemeinschaft jener, die – auf die vorauslaufende Gnade Gottes antwortend – in der Erwachsenentaufe ihren freiwilligen Willen zur Nachfolge Jesu bekennen. Durch die Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes werden sie Teil einer Gemeinde und der weltweiten Kirche Christi. In der Feier des Abendmahls wird die Gemeinde durch die Zeichen von Brot und Wein an das „erlösende“ Werk Christ erinnert und vergewissert sich so der Gemeinschaft mit Christus und untereinander.

In der Hoffnung auf die Gegenwart des Heiligen Geistes wird die Bibel von der versammelten Gemeinde als einer „hermeneutischen Gemeinschaft“ ausgelegt, in der jede/r gleichberechtigt mit seinen und ihren Gaben dient. Aus diesem „Priestertums aller Gläubigen“ ergibt sich eine Ablehnung kirchlicher Ämterhierarchien, sowie eine kongregationalistische Struktur (weitestgehende Autonomie der Ortsgemeinden). Die klare Trennung von Kirche und Staat erlaubt es der Kirche, das Evangelium unabhängig und frei zu bekennen, in der Feier des Gottesdienstes wie im gelebten Alltag. Auch die traditionelle Eidesverweigerung (um nicht Bindungen einzugehen, die in Konkurrenz zum Glaubensbekenntnis stehen sowie zum Zeichen der Wahrhaftigkeit in jeder Situation) ist in diesem Kontext zu verstehen. 

Quelle:Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (AMG)