Was ist eine orthodoxe Beerdigung?
Eine orthodoxe Beerdigung ist ein tief spiritueller Ritus, der von den Traditionen der östlich-orthodoxen Kirchen (z.B. russisch-orthodox, griechisch-orthodox, serbisch-orthodox) geprägt ist. Sie unterscheidet sich von katholischen und evangelischen Bestattungen durch spezifische theologische Schwerpunkte und Rituale.
Was ist bei einer orthodoxen Beerdigung zu beachten?
* Erdbestattung ist die Regel: Die orthodoxe Kirche lehnt in der Regel die Feuerbestattung (Kremation) ab, da sie im Widerspruch zum Glauben an die leibliche Auferstehung steht. Der Körper gilt als Tempel des Heiligen Geistes und soll unversehrt der Erde übergeben werden. In Ausnahmefällen, wenn gesetzliche Vorschriften oder besondere Umstände es erfordern, kann eine Kremation stattfinden, die religiösen Riten finden dann jedoch vor der Einäscherung statt, und die Urne wird anschließend beigesetzt.
* Offener Sarg (wenn möglich): Traditionell findet die Verabschiedung am offenen Sarg statt, um den Angehörigen einen letzten Blick auf den Verstorbenen zu ermöglichen. In Deutschland ist dies aufgrund der Hygienevorschriften oft nur in bestimmten Abschiedsräumen und unter strengen Auflagen möglich.
* Betonung des Gebets für die Seele: Ein zentrales Element ist das Gebet für die Seele des Verstorbenen, um deren Übergang ins ewige Leben zu begleiten und um Vergebung der Sünden zu bitten.
* Symbolik: Kerzen, Ikonen, Weihrauch und bestimmte Gesänge spielen eine große Rolle.
* Keine Einbalsamierung: Der Leichnam wird nicht einbalsamiert.
* Orientierung nach Osten: Der Verstorbene wird im Sarg und im Grab so ausgerichtet, dass der Kopf nach Westen und die Füße nach Osten zeigen, in Erwartung der Wiederkunft Christi aus dem Osten.
Ablauf einer orthodoxen Beerdigung:
Der Ablauf variiert leicht je nach orthodoxer Kirche (russisch, griechisch, serbisch etc.), aber die Kernrituale sind ähnlich:
* Vorbereitung des Leichnams:
* Der Verstorbene wird gewaschen und in helle Kleidung gehüllt, die Reinheit und die Hoffnung auf das ewige Leben symbolisiert.
* Die Hände werden oft über der Brust gekreuzt, und eine Ikone oder ein kleines Kreuz kann in die Hände gelegt werden.
* Ein Papierband mit einem Gebet (manchmal der Trisagion-Hymnus) wird auf die Stirn des Verstorbenen gelegt.
* Panichida (Gedenk-/Totengottesdienst):
* Der eigentliche Trauergottesdienst findet in der Regel in der Kirche oder einer Aussegnungshalle statt und wird von einem orthodoxen Priester geleitet.
* Offener Sarg: Wenn möglich, ist der Sarg während des Gottesdienstes geöffnet. Die Trauergäste können vorbeigehen, den Verstorbenen segnen (oft durch das Küssen der Ikone oder der Stirn) und Abschied nehmen.
* Kerzen und Weihrauch: Die Trauergäste halten während des Gottesdienstes oft brennende Kerzen in der Hand, die das Licht Christi und die Hoffnung auf die Auferstehung symbolisieren. Der Priester inzensiert den Sarg und die Trauergemeinde mit Weihrauch.
* Gesänge und Gebete: Der Gottesdienst besteht aus einer Abfolge von Gebeten (u.a. Psalmen, Gebete für die Erlösung der Seele) und spezifischen liturgischen Gesängen, oft von einem Chor gesungen. Instrumentale Musik ist in orthodoxen Kirchen unüblich.
* Homilie (Predigt): Der Priester hält eine Predigt, die sich auf die Auferstehungshoffnung und die Bedeutung des Todes im orthodoxen Glauben konzentriert.
* Absolution und Verabschiedung: Am Ende des Gottesdienstes spricht der Priester Gebete zur Absolution der Sünden des Verstorbenen. Er kann symbolisch Erde auf den Sarg streuen oder diesen mit Öl und Wein salben (als Erinnerung an die Taufe und die Gabe des Lebens).
* Prozession zum Grab:
* Der Sarg wird anschließend in einer Prozession zum Grab getragen oder gefahren.
* Beisetzung (Grablegung):
* Am Grab werden weitere Gebete gesprochen.
* Der Sarg wird in das Grab abgesenkt, wobei die Ausrichtung nach Osten beachtet wird.
* Der Priester kann Erde in Kreuzform auf den Sarg streuen und Weihwasser verwenden.
* Manchmal wird Wein in Kreuzform über den Sarg gegossen, als Zeichen des Letzten Abendmahls und der Einheit mit Christus.
* Die Trauergemeinde kann Blumen (oft einzelne Blumen, keine Kränze) auf den Sarg werfen oder eine Handvoll Erde beisteuern.
* Das Grab wird geschlossen.
* Gedenkfeier/Totenmahl (Koliva/Parastasis):
* Nach der Beisetzung versammeln sich die Angehörigen und Trauergäste oft zu einem "Totenmahl" oder Gedenken. Dabei wird oft "Koliva" gereicht, ein Gericht aus gekochtem Weizen, Nüssen und Rosinen, das die Auferstehung und die Süße des Paradieses symbolisiert.
* In den folgenden Tagen und Wochen gibt es weitere Gedenkgottesdienste (z.B. am 3., 9. und 40. Tag nach dem Tod sowie am Jahrestag), die für die Seele des Verstorbenen gebetet werden.
Wir sind in der Regel in der Lage, auch Bestattungen nach orthodoxem Ritus zu organisieren und durchzuführen.